Die Wald-Engelwurz 'Vicar's Mead' zieht durch ihre ungewöhnliche Farbe das ganze Jahr über die Blicke auf sich. Als meist zweijährige, selten dreijährige, Pflanze bietet sie immer wieder neue dekorative Eindrücke. Im ersten Standjahr präsentiert sie sich als rosettenförmige Blattschmuckpflanze mit bis zu 50 cm langen dunkelrot bis fast schwarz austreibenden Blättern. Sie sind in gespitzt eiförmige Fiederblättchen unterteilt, die mit ihren gesägten Blatträndern sehr attraktiv aussehen. Bei manchen Exemplaren bleibt das Laub purpurfarben, während es bei anderen zu einem kräftigen Dunkelgrün übergeht. Im zweiten Jahr bildet Angelica sylvestris 'Vicar's Mead' einen hochaufragenden Blütenstiel aus, der wie ihre Stängel kräftig dunkelrot ist. An ihm bilden sich 10 bis 20 cm breite Doldenblüten mit auberginefarbenen Knospen, die sich ab Juli zu kleinen Blüten öffnen. Die je fünf Blütenblätter sind zunächst fast ebenso dunkel gefärbt, wie die Knospen, verblassen mit der Zeit jedoch zu einem herrlichen Altrosa. Die Blütezeit reicht bis in den September hinein. Danach bilden sich wenig auffällige Samen aus, die aber weiterhin in den hochattraktiven Dolden stehen. Nach der Samenreife sterben sie zwar an und vertrocknen, behalten ihre dekorative Wirkung aber bis in den Winter hinein. In milden Regionen überdauern sie oft bis zum Frühjahr und werden im März bodennah abgeschnitten. Die Wald-Engelwurz 'Vicar's Mead' ist eine vorzügliche Insektenweide, die eine wertvolle Nahrungsquelle für Bienen und viele andere Insekten darstellt. Zudem bieten ihre bauchigen Blattscheiden Lebensraum für viele Tiere, zu denen neben Insekten auch Würmer und Einzeller zählen. Als in ganz Europa heimische Art eignet sie sich besonders gut für Naturgärten. Typische Einsatzgebiete sind Teich- und Gehölzränder sowie Freiflächen mit Wildstaudencharakter. Am besten kommt sie in Einzelstellung und neben grünen Blattschmuckpflanzen oder blass blühenden Stauden zur Geltung. Auch Kübelhaltung und die Nutzung als Schnittblume sind möglich.
Grundsätzlich ist die Wald-Engelwurz 'Vicar's Mead' beim Standort wenig wählerisch und kommt mit einer Vielzahl von Bodenbedingungen und allen Lichtverhältnissen zurecht. Ihr optimales Aussehen zeigt sie jedoch nur in der Sonne und im Halbschatten. An Schattenstandorten kann sie ihre prächtige rote Farbe nicht ausreichend entwickeln und unterscheidet sich kaum von anderen Wald-Engelwurz Sorten. Das Substrat darf sandig bis lehmig sein, solange es gut durchlässig ist und weder zu Staunässe noch zu Austrocknung neigt. Ideal sind frische bis feuchte, nährstoffreiche und humose Böden. Bei nassem Untergrund empfehlen sich eine erhöhte Pflanzung und die Beimischung von Sand zur Verbesserung der Drainage. Trockene Substrate müssen durch häufiges Gießen stets feucht gehalten werden. Die Kübelhaltung erfordert nur handelsübliche Kübelpflanzenerde und ein Pflanzgefäß mit Drainageloch. Bei der Pflanzplanung ist zu beachten, dass Angelica sylvestris 'Vicar's Mead' Pflanzabstände von mindestens 1,5 m benötigt. Obwohl die jungen Stängel und Blätter der Pflanze früher als Gemüse gegessen wurden, sollten Standorte in Reichweite von Spielbereichen kleiner Kinder vermieden werden. Bei Kontakt mit empfindlicher Haut in Kombination mit Sonneneinstrahlung kann es nämlich zu unangenehmen Hautreaktionen kommen. Aus demselben Grund wird bei der Pflege der Pflanze das Tragen von Gartenhandschuhen empfohlen. Die Wald-Engelwurz 'Vicar's Mead' wird selten von Schädlingen befallen und ist bis -29 °C frostfest. In sehr kalten Regionen und bei Kahlfrost ist im Winter aber eine leichte Abdeckung sinnvoll. Ansonsten braucht die Pflanze an ausreichend feuchten Standorten keine Pflege. Manche Gärtner empfehlen zwar die Entfernung der Samenstände vor der Reife um die Selbstaussaat zu verhindern. Da die Wald-Engelwurz in Mitteleuropa heimisch ist, besteht jedoch aus Naturschutzsicht kein Grund, auf das prächtige Aussehen der Dolden im Winter zu verzichten.