Die Zweijährige Nachtkerze ist vielen Menschen bekannt. Oft ist sie an Wegesrändern oder offenen Freiflächen zu entdecken. Besonders in den Abendstunden ist sie deutlich wahrnehmbar, wenn sie ihren starken, köstlichen Nachtkerzenduft verströmt. Die (bot.) Oenothera biennis ist eine bei uns eingebürgerte Pflanze. Um 1620 herum führten Menschen die Nachtkerzengewächse aus Amerika in Europa ein. Inzwischen ist die schöne Nachtkerze im europäischen Raum weit verbreitet. Deshalb nehmen die Menschen sie als einheimisch wahr. Oenothera biennis schaffte im 17. Jahrhundert den Sprung in unsere Breiten. Auch hier diente die Gemeine Nachtkerze lange Zeit dem Gemüseanbau. Das Besondere an der zweijährigen Nachtkerze ist ihr großer Nutzen. Alle Pflanzenteile, das heißt die Wurzeln und der krautige oberirdische Teil sind komplett verwertbar. Die Staude war früher aufgrund dieser besonderen Eigenschaften eine beliebte Pflanze vieler Bauerngärten. Heute bedient sich der heilkundige Mensch lieber ihrer Heilkraft und verwendet das bekannte Nachtkerzenöl in der Kosmetik und Medizin. Die zweijährige Nachtkerze ist also ein kleines Wunder der Natur.
Das zitronengelbe Blühwunder ist keine gewöhnliche Staude. Ihr Rhythmus ist zweijährig. Dies bedeutet, dass sich im ersten Jahr die Wurzeln und eine flachliegende Rosette entwickeln. Erst im zweiten Jahr lässt sich der große Blütenstängel der Nachtkerze sehen. Mit dem Wachstum des sehr standfesten Blütenstängels entstehen laufend neue Blüten. Ab Juni öffnen sich die wunderschönen, schalenförmigen und zitronengelben Blüten. Abhängig vom Wetter, dauert die gesamte Blütezeit bis in den September hinein an. Die Nachtkerze öffnet erst am späten Nachmittag ihre Blüten, und Nachtfalter übernehmen gerne das Bestäuben. Sie entwickelt nach der Blüte zahlreiche Samen. Die Samenstände schneidet der Gärtner lieber nicht ab ab, da die Mutterpflanze nach der Blüte abstirbt. Sie erhält sich im Garten durch Selbstaussaat. Die einzelnen Blüten sind leider nicht langlebig. Die abends erblühten Schmuckstücke der Gemeinen Nachtkerze sind spätestens am nächsten Vormittag verblüht. Dafür verströmen Sie einen starken, süßlichen Duft am Abend, der unzählige nachtaktive Insekten anlockt. Oenothera biennis ist eine robuste und sehr dankbare Pflanze, die am liebsten auf sehr sonnigen und trockenen Beeten oder Freiflächen gedeiht. Sie ist der ideale Partner für Stauden in Naturgärten oder auf trockenen Wildwiesen. Sehr schön wirkt sie neben der hellblauen Wegwarte oder der lilafarbenen Nachtviole. Wenn sie sich wohlfühlt, bildet sie viele kleine Samen aus, die die Nachkommenschaft sichern.
Ein Phänomen in der Pflanzenwelt ist das schnelle Öffnen der Blüten. Die Nachtkerze öffnet ihre Blüten in einer fließenden Bewegung und in ein paar wenigen Minuten. Dieses plötzliche und schnelle Aufblühen macht die Nachtkerze zu einer Attraktion unter den Pflanzen. Diese schnelle Art des Erblühens ist bei keiner anderen Pflanze in Mitteleuropa zu beobachten. Daher ist die Nachtkerze eine gerne verwendete Pflanze in Schulgärten oder Botanischen Gärten. Hier dient sie als Demonstrationspflanze. Meist sind die Blüten während des Öffnens noch geruchlos. Der intensive und süßliche Duft verbreitet sich erst nach dem vollständigen Öffnen. Manche Menschen empfinden den Duft als aufdringlich.