Wir lieben Pflanzen.
Stauden sind in ihrer Definition krautartige Pflanzen. Sie sind mehrjährig und die meisten von ihnen überwintern in ihrem Wurzelstock, während ihre oberirdischen Pflanzenteile absterben. Die übliche Methode Stauden im Garten zu vermehren, ist das Teilen der Pflanze (siehe Ratgeber: Stauden teilen). Wohl keine andere Pflanzengruppe bietet so unterschiedliche Arten der Vermehrung. Die Möglichkeiten reichen von der Aussaat zu Ausläufern über Kopfstecklinge und bis hin zu Wurzelschnittlingen. Wir stellen alle Methoden zum Vermehren von Stauden im Überblick vor. Damit lässt sich das Gartenwissen wunderbar im eigenen Ziergarten an den Stauden praktizieren.
Stecklinge ermöglichen uns bei vielen Stauden das sortenechte Vermehren. Diese Art ist vor allem bei den Pflanzen beliebt, die sich schlecht oder gar nicht teilen lassen. Katzenminze, Hoher Sommer-Phlox, Sommerastern, Herbstastern Steinkraut, Blaukissen, Sonnenbraut oder Schleifenblume und andere lassen sich auf diese Weise sortenecht vermehren. Sortenecht vermehrte Pflanzen sind identisch mit der Mutterpflanze. Bei dieser Art der Vermehrung bleibt auch die Farbe der Blüte erhalten, die sich beim Versamen in den meisten Fällen verändert.
Nur gesunde und möglichst kräftige Triebspitzen kommen als Stecklinge in Frage. Diese Pflanzenteile müssen noch krautig (auf keinen Fall verholzt!) und frei von Blütenknospen sein. Sind Blütenknospen vorhanden, werden diese vorsichtig herausgeschnitten.
Geschnittene Stecklinge von Schleierkraut oder verschiedenen Arten der Wolfsmilch bluten einen weißen Milchsaft an den Schnittstellen aus. Dieses Bluten lässt sich durch ein kurzes Bad in warmem Wasser stoppen.
Nicht immer ist der Einsatz des Messers nötig, um Stecklinge von den Pflanzen zu nehmen. Bei vielen Pflanzen ist es ausreichend, die Triebspitzen von der Mutterpflanze abzureißen. Dabei sollte noch ein kleiner Rest der Rinde am Steckling anhaften. Auf diese Weise lassen sich Steinkraut, Astern oder Feinstrahl leicht vermehren.
Im Frühjahr, sobald kein Frost mehr im Boden ist, lässt sich die Stecklingsvermehrung besonders gut durch Wurzelschnittlinge vornehmen. Dies lässt sich beispielsweise bei Türkischem Mohn, Kugeldistel oder Japanischer Anemone durchführen. Diese Pflanzen sind schlecht teilbar und durch das Saatgut bilden sich keine sortenreinen Nachkommen.
Die Mutterpflanze muss dafür nicht aus dem Boden geholt werden. Um die Wurzelschnittlinge zu gewinnen, ist seitlich an der Pflanze so tief zu graben, bis einige längere Wurzelstücke sichtbar sind, die abgeschnitten werden. Diese entnommenen Stücke schneidet der Gärtner in 4-6 Zentimeter lange Stücke. Um das obere und untere Ende nicht zu vertauschen, schneidet er das obere waagerecht, und das untere Ende schräg. Fäulnis lässt sich vermeiden, indem die Schnittflächen in Holzkohlestaub getaucht werden.
Der beste Zeitpunkt, um Blumensamen zu ernten und zu sammeln, ist kurz bevor die Saat aus den Samenständen herausfällt oder der Wind die Samen verweht. Der richtige Zeitpunkt zum Ernten zeigt sich daran, dass sich die Fruchtstände bräunlich verfärben. Hier besteht die Kunst im Warten: Nur komplett ausgereifte Samen sind gut keimfähig. An trockenen Tagen lassen sich die Kapseln gut in Briefumschlägen oder kleinen Tüten sammeln. Wahlweise sind die Blütenstiele komplett abzuschneiden und zum Trocknen kopfüber in eine Schüssel oder Schale zu legen. Nach ein paar Tagen sind die Fruchthüllen vertrocknet und die Samen lassen sich jetzt leicht herausschütteln. Durch das Sieben lässt sich das Saatgut wunderbar von unerwünschten Bestandteilen und Schalenresten trennen.
Tipp: Am besten auf weißem Papier sieben, hier sind die Samenkörner am besten sichtbar. Nach jedem Sieben den Arbeitsplatz reinigen, um verschiedene Pflanzen nicht miteinander zu vermischen.
Das Vermehren über das Aussäen der Samen ist wohl die älteste bekannte Form der Kultivierung. Da eine Vielzahl von Stauden zu den Kaltkeimern zählt, brauchen deren Samen vor dem eigentlichen Keimen eine längere Kälteperiode. Einige wenige sind in der Lage, sofort zu keimen. Dazu zählen beispielsweise Gilbweiderich oder die Vielfarbige Wolfsmilch. Die Samen vom Scheinmohn oder von den beliebten Lupinen finden im eigenen Garten nicht immer die idealen Voraussetzungen zum Keimen. Diese sind am besten bei Reife abzusammeln, im Gewächshaus vorzukultuvieren und später zu pflanzen.
Viele mehrjährige Pflanzen wie Beinwell, Fingerkraut, Goldrute, Elfenblume oder Dachwurz vermehren sich im Gegensatz zu anderen Stauden vegetativ, also ungeschlechtlich, durch Ableger oder Ausläufer. Die Jungpflanzen bleiben, bis sie sich selber ernähren können, mit der Mutterpflanze verbunden. Diese kleinen Neutriebe lassen sich von der Mutterpflanze abtrennen und neu einsetzen.
Stecklinge benötigen zum Bewurzeln ein Erdgemisch aus einem Drittel Sand und zwei Dritteln Anzuchterde. Das Substrat sollte lieber nicht zu viele Nährstoffe enthalten. Die Stecklinge werden nun bis über die Blattansätze in den Topf gesteckt, leicht angedrückt und gewässert. Ein Produkt zur Wurzelförderung verbessert und beschleunigt das Bewurzeln.
Um Wurzeln bilden zu können, ist für Stecklinge mit sommengrünen, dünnen Blättern ein gutes Anzuchtklima wichtig. Hier wird die sogenannte „gespannte Luft“ benötigt. Gespannte Luft ist eine mit feuchte Umgebungsluft, die daraus entsteht, dass eine Folie, ein durchsichtiger Deckel, eine umgestülpte PET-Flasche oder ähnliches als Abdeckung für den Steckling vorhanden ist. Sie reduziert die Verdunstung der Blätter auf ein Minimum. Auf diese Weise trocknen sie nicht so schnell aus. Daneben ist es wichtig, von Zeit zu Zeit auf Frischluftzufuhr, ausreichende Bodenfeuchte und gute Lichtverhältnisse (keine direkte Sonneneinstrahlung) zu achten.
Stecklinge umtopfen oder auspflanzen
Entwickeln sich viele kleine Stecklinge auf einer relativ kleinen Fläche im Topf, ist es ratsam, diese nach dem Bewurzeln zu vereinzeln und in größere Töpfe umzusetzen. Nachdem die Pflanzen sich erfolgreich in der Erde verwurzelt haben, sind sie in der Lage sich selber (über ihre Wurzeln) zu ernähren. Abhängig von der Pflanzenart, kannst du sie jetzt direkt, oder nach den Eisheiligen im nächsten Frühjahr, an Ort und Stelle im Garten auspflanzen. So lassen sich alte Sorten gut vermehren und wachsen in Form von jungen Stauden im Beet.
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